05.04.2010 - Leistungsdruck und Dauerstress
Zwischen 1999 und 2008 haben Lehrabbrüche im Kanton Bern zugenommen. 1999 wurden 1'611 Lehrverträge aufgelöst, das sind über 6% der insgesamt registrierten Lehrverträge. Bis zum Jahr 2008 ist dieser Anteil um über 2% auf 2'393 Lehrvertragsauflösungen gestiegen:
Quelle: Erziehungsdirektion des Kantons Bern: Mittelschul- und Berufsbildungsamt (MBA)
Laut einer Evaluation, die im Auftrag der Erziehungsdirektion des Kantons Bern durchgeführt wurde, sind Hauptgründe für Lehrvertragsauflösungen ungenügende Leistungen in der Berufsschule sowie die mangelnde Anstrengungsbereitschaft der Lernenden. Die Kosten im Kanton Bern belaufen sich jährlich schätzungsweise auf 21 Million Franken, wobei der grössere Teil bei den Lehrbetrieben anfällt. Für Betreibe und das Bildungssystem als Ganzes sind Vertragsauflösungen mit negativen Konsequenzen verbunden, knapp ein Viertel der betroffenen Betriebe denkt zudem daran, weniger oder sogar keine Lernenden mehr auszubilden.
Von den Jugendlichen, deren Lehrvertrag wegen schulischen Leistungsproblemen aufgelöst wurde, hat knapp die Hälfte einen Stützkurs besucht, laut Evaluation wurde ihr Vertrag trotzdem aufgelöst. Stützunterricht kann hilfreich sein, führt aber oft nicht zum erwarteten Erfolg. Während der obligatorischen Schulzeit wird die Vermittlung überfachlicher Kompetenzen oft vernachlässigt. Ein Beispiel sind die Fähigkeiten des selbstregulierten Lernens, die nicht nur als gesellschaftliches Bildungsziel relevant sind, sondern auch das fachliche Lernen unterstützen. Methodenkompetenzen helfen bei der Bewältigung von Aufgaben und Problemen durch die Auswahl, Planung und Umsetzung sinnvoller Lösungsstrategien. Selbstkompetenzen beschreiben die individuelle Haltung zur Welt und zur Arbeit – zum Beispiel Leistungsbereitschaft, Ausdauer, Zuverlässigkeit und Engagement oder das Überdenken und Steuern des eigenen Lernens.
Eine Vertragsauflösung kann für Jugendliche sehr belastend sein. Um die hohe Zahl von Lehrvertragsauflösungen zu senken sind die Früherkennung sowie Präventionsmassnahmen zentral.
Karin Lanz, iuventa.ch, Bern und Biel
Der Berner Mattegucker