24.04.2010 - Immer mehr Lehrlinge brechen die Lehre ab
Zum Thema Lehrabbruch gibt es nur wenige Studien, obwohl die Zunahme alarmierend ist, wie eine Evaluation der Erziehungsdirektion des Kantons Bern zeigt: 1999 brachen 6.4 Prozent der Lehrlinge die Ausbildung ab, im Jahr 2008 waren es bereits 8.5 Prozent, respektive 2'393 Jugendliche. In einigen Branchen werden gar rund dreimal so viele Lehrverträge aufgelöst.
Mangelnde Leistungen
Laut Karin Lanz, Betriebsökonomin und heute Coach für Lehrlinge und Jugendliche, begründen Ausbildende und Lehrmeister die Vertrags-auflösungen unterschiedlich: Jugendliche nennen Leistungsdruck in der Schule, Konflikte am Arbeitsplatz, fehlende Kenntnisse über den Lehrbetrieb sowie Schwierigkeiten im Privatleben.
Lehrmeister begründen die Vertragsauflösungen laut der Bellmunderin mit fehlenden Leistungen: "Sie verweisen auf Leistungsprobleme in Schule und Betrieb, mangelnde Leistungsbereitschaft sowie Verlust des Interessens am Lehrberuf."
Dass die Lehre immer häufiger abgebrochen wird, bestätigt Beat Aeschbacher, verantwortlicher Schulleiter für drei berufliche Grundbildungen am Berufsbildungszentrum Biel (BBZ). "Die Betriebe haben in der Regel viel Geduld, wenn Lehrlinge Probleme haben", so Aeschbacher. "Doch irgendwann reicht es."
Laut dem Bieler Lehrer haben Jugendliche oft Mühe mit dem Übertritt vom geschützten Rahmen in der Schule in den leistungsorientierten Berufsalltag. "Und im Gegensatz zu früher leben Jugendliche heute in einer Welt mit mehr Ablenkung und vielschichtigen Aktivitäten", sagt Aeschbacher.
Lotti Teuscher
Bieler Tagblatt